Ankerklassen Vorschule

    Sehr geehrter Herr Stadtpräsident,
    sehr geehrte Damen und Herren,

    um zu verstehen, wie notwendig die Beschlussvorlage „Bildung von Ankerklassen – Für einen gelungenen Schulstart an sechs Kieler Grundschulen“ ist, reicht ein Blick in die Praxis:
    Eine Grundschullehrerin startete im August 2019 mit 21 Kindern, davon waren 3 Wiederholer und weitere drei wurden zurückgestellt. Das sind schon 6 Kinder, damit war knapp ein Drittel der Klasse überaltert.

    Hinzu kommen die Kinder, die laut schulärztlicher Eingangsuntersuchung Förderbedarfe, insbesondere sozial-emotionale Einschränkungen, haben. Diese Einschränkungen finden im Land S-H kaum Beachtung. Eine sonderpädagogische Begutachtung findet viel zu spät erst nach drei Schuljahren statt. Bis dahin werden im Schuljahr in jeder Eingangsphasenklasse (Jahrgangsstufe 1 und 2) im Schuljahr 2018/2019 rechnerisch zwei Lehrerwochenstunden von den Förderzentren eingesetzt. Das langt hinten und vorne nicht.

    Lehrer in Grundschulen sprechen bereits in den Eingangsklassen von Systemsprengern, also Erstklässlern, die außer Rand und Band sind und noch nicht in der Lage, im Klassenverband zu lernen und Regeln zu befolgen. Die bisherigen Maßnahmen wie der Einsatz von Schulbegleitern, vermehrte Schulsozialarbeit konnten diese Zustände vielleicht etwas mildern, aber von einer guten Lösung für die Schüler mit und ohne Förderbedarf konnte man nicht sprechen. Bisher fand man nach der Abschaffung der Vorschule keine adäquate Lösung  und dies, obwohl die Anzahl der Kinder mit 35a Status und damit einhergehender Schulbegleitung sich innerhalb von zehn Jahren verdoppelte und die Zahl der Beurlaubungsanträge/Zurückstellung in den letzten Jahren stieg. Die Ergebnisse der schulärztlichen Untersuchung lassen darauf schließen, dass eine hohe Anzahl von Kindern Auffälligkeiten in der sozial-emotionalen Entwicklung zeigt. Eine frühzeitige, intensive und individuelle Vorbereitung fehlte und führte dazu, dass diese Kinder von Beginn an mit schulischen Misserfolgen konfrontiert waren.

    Die vom Jugendamt vorgelegte Beschlussvorlage mit dem Konzept auf Initiative von Frau Muerköster und den Schulräten ist ein Beispiel einer gelungenen Zusammenarbeit im Sinne der betroffenen Kinder und der Lehrkräfte. Das Konzept, durch kleine Klassen mit bis zu zwölf Schülern und einer intensiven Betreuung durch eine Grundschullehrkraft, einer sozialpädagogischen Fachkraft und durch einen Sonderschulpädagogen mit zehn Wochenstunden, schafft die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Schulstart. Die Landeshauptstadt Kiel nimmt hierfür pro Schuljahr fast 500000 Euro in die Hand. Das Geld ist hier richtig gut angelegt. Ein guter Start in die Schule ist die Voraussetzungen für eine gelungene Schulkarriere.

    Herzlichen Dank an das Jugendamt, dass sie die Mittel für diese Voraussetzungen bereitstellen.